Woche 5

Montag, 08. Mrz 2004 -Alternativtraining : 2000 m Schwimmen


Dienstag, 09. Mrz  2004 - Ruhetag

Predigt
Auch der lauffreie Tag brachte kaum Besserung. Was tun ?
Nun, ich kann nicht Wasser predigen und Wein trinken. An meine Lauffreunde appelliere ich immer, vorsichtig zu sein und Schmerzen vom Arzt abklären zu lassen. Also will auch ich vernünftig sein, und werde einen Orthopäden konsultieren


Mittwoch, 10. Mrz  2004 - Testlauf - 57:13 min. - Ort : Rheinufer - Schuh : Brooks Glycerin

Bulletin
Wie versprochen war ich heute beim Orthopäden.
Die Untersuchung des Knies gestaltet sich erfreulich, im Knie ist alles in Ordnung. Auffallend ist der Vastus med., ein Muskel der von der Oberschenkelinnenseite zur Kniescheibe läuft. Er ist völlig untrainiert. Seine Aufgabe besteht darin, die Kniescheibe beim Lauf horizontal zu stabilisieren. Er ist nun enttarnt, da sein Gegenspieler sehr ausgeprägt ist. Dadurch wandert meine Kniescheibe beim Laufen nach links und rechts hin und her. Aber das soll plötzlich Schmerzen verursachen ?
Eine Röntgenaufnahme zeigt dann, was viele schon immer wußten : Ich bin nicht ganz normal...
Ich gebe mich nicht mit einer Kniescheibe zufrieden, nein ich hab gleich drei !
Sie sind nicht, wie eigentlich vorgesehen, zusammen gewachsen. Und zwei dieser Kniescheiben haben wohl beim Schneelauf, wo der Untergrund ja naturgemäß rutschig ist, nichts besseres zu tun gehabt als sich aneinander zu reiben.
Und wie geht es nun weiter ?
Der Doc erlaubt mir das Laufen, ich bekomme eine Bandage verschrieben, um das Knie zu stabilisieren.

Da ich ja laufen darf, probiere ich es auch heute abend auch sofort aus:
“Hey, nicht so schnell” höre ich Großhirn an Kleinhirn rufen. Das stellt sich jedoch taub. “Langsamer, wir wissen doch nicht, ob uns das bekommt”. Das Knie mischt sich ein “Was ist los, es geht doch” “Schauspieler” ruft das Großhirn zurück, “ich merke doch, das du nicht ganz okay bist”. Das Großhirn hat keine Chance, Knie und Kleinhirn haben sich zu einem ‘Alles oder Nichts’ - Pakt verschworen. “Okay, die kleine Runde, aber nur wenn der Schmerz nicht schlimmer wird !”
Er wird es nicht, ich laufe ca. 8 km in 40 Minuten. Danach laufe ich noch locker aus.
Ob das gut war ?


Donnerstag, 11. Mrz 2004 - Ruhetag


Freitag, 12. Mrz 2004 - Ruhetag

Vernunft
Wie gestern schmerzt den ganzen Tag das Knie, ich habe Probleme, den Kollegen auf dem Weg zu Terminen zu folgen.
Zum Abend wird das Wetter schlechter, es regnet und wird mal wieder stürmisch. Da fällt es nicht schwer, vernünftig zu sein, und dem Knie noch einen Tag Ruhe zu gönnen. Doch so langsam wird es kritisch, die Ruhetage nehmen doch etwas überhand. Immerhin habe ich mir heute meine Aktivbandage gekauft.
Wenigstens mal ausprobieren will ich sie:
Na toll ! Das Ding soll mein ständiger Begleiter beim Laufen werden ? Ich weiß gar nicht, wie ich loslaufen soll, das Teil drückt mir schier die Muskulatur ab ! Ach so, ein wenig höher gezogen passt es schon besser. Aber warum hilft es nicht ? Die Knieschmerzen bleiben. Nö, so macht das keinen Spaß.
Zu Hause überkommt mich dann der Frust völlig. Gedanklich texte ich schon, wie ich hier die Absage des Düsseldorf-Marathons schreibe. Ein Blick ins internet zeigt mir, dass am 08.Juni, also in 11 Wochen der Rhein-Ruhr-Marathon in Duisburg startet.
Ich könnte mir also eine Ruhewoche gönnen und dann mein Ziel versuchen, in Duisburg zu erreichen.


Samstag, 13. Mrz 2004 - Dauerlauf - 58:00 min. - Ort : Aaper Wald - Schuh : asics Gel 1080

doch Düsseldorf ?
Heute morgen fehlt mir beim Aufstehen direkt was, das Knie ist tatsächlich schmerzfrei. Im Laufe des Tages kommen leichte Beschwerden zurück, so dass ich am Nachmittag mit mulmigen Gefühl im Wald stehe.
Die Bandage sitzt sicher und vorsichtig laufe ich los. Es zwickt und zwackt, es zieht und zerrt, aber ich kann den Lauf machen. Das Tempo wähle ich irgendwo zwischen einem ruhigen Lauf und einem Tempolauf.
Nachdem mich die Bandage auf den ersten Kilometern total nervt, lerne ich, sie zu akzeptieren. Immerhin ist sie es, die mir diesen Lauf erst ermöglicht.
In Gedanken spiele ich wieder den Start beim Rhein-Ruhr-Marathon in Duisburg durch. Nach einer Woche Ruhepause sind es noch 10 Wochen bis zum Startschuß. Ich müßte also direkt wieder auf Drehzahl gehen, wenn ich ambitioniert laufen will. Nicht wirklich ein gesunder Gedanke. Als Fun-Run kommt er mir heute nicht mehr in Betracht, Duisburg reizt mich dafür nun gar nicht, dann lieber irgendwie das Ziel in Düsseldorf anstreben.
Im Ziel ziehe ich die Bandage ab und erfreue mich an einem schmerzfreien Knie. Geht noch was für Düsseldorf ? Morgen wird es zu einem Härtetest kommen, der lange Lauf steht an...


Sonntag, 14. Mrz 2004 - langer Lauf - 2:11,03 Std. - Ort : Aaper Wald - Schuh : Brooks Glycerin

Krokantbecher, nur Nußeis, keine Sahne
Der Frühling ist ausgebrochen ! Strahlener Sonnenschein, über 16 Grad im Schatten.
Oliver kommt nach langer Pause zum Lauftreff. Auch ihn ziehen die Temperaturen nach draussen, er will im Juni den Leverkusener Halbmarathon laufen. Ein ambitioniertes Ziel, er hat eine lange Pause hinter sich. Sein Knie hatte es schwerer erwischt, nachdem er seine Trainingsumfänge immer sehr schnell gesteigert hatte.
Stephan fehlt heute, er läuft einen 15 km - Wettkampf. Später erfahre ich, das er mit 1:08,41 h ins Ziel kommt ! Eine klasse Zeit, die er sich selber nicht zugetraut hatte. Wir liegen also nur drei Sekunden auseinander, könnte also in Düsseldorf ein Kopf-an-Kopf - Rennen geben ;-)
Aber jetzt stehe ich erstmal am Start, die Bandage hochgezogen, meine Lieblingsschuhe im Einsatz. Wieder mal verläuft der Start holprig, diese Bandage könnte ich ... Aber sie hilft. Nein, wirklich schmerzfrei laufe ich nicht, es ist mehr das Gefühl zu spüren, dass das Knie da ist. Und es zwackt etwas mehr, als das man es dem Kopf zuschreiben könnte.
Nach knapp zwei Stunden erreiche ich eine Kreuzung, an der ich mich zwischen einem
3-Stunden-Lauf und Rückkehr zum Ziel entscheiden muß. Ich bin ziemlich geschafft. Längere Passagen hatte ich gegen den Wind anzulaufen. Ob ich dabei immer einen sauberen Laufstil beibehielt ist zweifelhaft. Hier liegt ein nicht geringes Risiko. Das Knie meldet sich schon, wenn es zuviel wird. Aber die Folgen eines “krummen” Laufstils merkt man erst später, wenn plötzlich an ganz anderer Stelle etwas weh tut. Okay, wir haben eh Woche der Vernunft, ich wähle den kurzen Weg
Das Knie hat gehalten, auch nach dem Lauf keine Verschlechterung.
Die Entscheidung ist gefallen, ich will Düsseldorf laufen. Meine Träume ( 3:30 h minus x ) begrabe ich aber, vielleicht kann ich 3:30 h plus x, mit möglichst kleinem x schaffen.
Die nächsten zwei Wochen wird mein Knie den Trainingsplan bestimmen, schön wenn ich in zwei Wochen den Halbmarathon schmerzfrei laufen kann. Dann wäre ich zum letzten, 3wöchigen Trainingsblock wieder in der Spur. Nach soviel Vernunft bestelle ich mir darum jetzt einen
“Krokantbecher, nur Nußeis, ohne Sahne”

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